Wer gehört dazu? Transnationale Heiraten von Nachkommen von Einwanderern: Positionierungsstrategien im Kontext von Stigmatisierung und Ausschluss

Öffentlicher Abendvortrag von Frau Prof. Dr. Janine Dahinden, Universität Neuchâtel
Donnerstag, 17. Januar 2019, 18.15 - 19.15 Uhr
Juristische Fakultät der Universität Basel
Pro Iure Auditorium

Ehen von Nachkommen von Migrant*innen (der sogenannten zweiten Generation) mit einer Person aus dem Herkunftsland der Eltern werden hierzulande stark politisiert und problematisiert.  Sie werden häufig als Zeichen einer „Nicht-Integration“ gewertet, mit „patriarchaler Kultur“ erklärt und mit ungleichen Geschlechterbeziehungen in Bezug gesetzt. Zudem werden sie pauschal mit „Zwangsheiraten“, „arrangierten Heiraten“ oder „Scheinheiraten“ in Verbindung gebracht. In einer Studie des Nationalfonds gin­gen wir solchen transnationalen Ehen von Nachkommen von Migrant*innen nach. Wir zeigen auf der Basis von biographischen Interviews, dass die gängigen Vorstellungen über transnationale Paare, wie sie in den Medien und im öffentlichen Diskurs verbreitet werden, mit der Realität kaum übereinstimmen und vor allem vielschichtiger sind. Im Vortrag werde ich ausführen, inwiefern solche Ehen als Positionierungsstrategien ver­standen werden können. Die Analyse bringt zu Tage, dass eine transnationale Heirat eine Reaktion auf biographische Erfahrungen von Ausschluss und Stigmatisierung sein kann. Eine transnationale Heirat kann aber auch ein Mittel sein, um eine privile­gierte Position innerhalb des Paares und der Familie zu verhandeln, und zwar im Kon­text von restriktiven Migrationsregimes und transnationalen sozioökonomischen Un­gleichheitsverhältnissen. Oder manchmal ist es eine klassenspezifische Strategie, um soziale Mobilität im schweizerischen Kontext zu erreichen. Gender spielt eine Rolle, aber häufig auf unerwartete Art und Weise.

Weitere Informationen finden Sie im Flyer.

Powerpoint-Präsentation zum Vortrag.

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