Ehen von Nachkommen von Migrant*innen (der sogenannten zweiten Generation) mit einer Person aus dem Herkunftsland der Eltern werden hierzulande stark politisiert und problematisiert. Sie werden häufig als Zeichen einer „Nicht-Integration“ gewertet, mit „patriarchaler Kultur“ erklärt und mit ungleichen Geschlechterbeziehungen in Bezug gesetzt. Zudem werden sie pauschal mit „Zwangsheiraten“, „arrangierten Heiraten“ oder „Scheinheiraten“ in Verbindung gebracht. In einer Studie des Nationalfonds gingen wir solchen transnationalen Ehen von Nachkommen von Migrant*innen nach. Wir zeigen auf der Basis von biographischen Interviews, dass die gängigen Vorstellungen über transnationale Paare, wie sie in den Medien und im öffentlichen Diskurs verbreitet werden, mit der Realität kaum übereinstimmen und vor allem vielschichtiger sind. Im Vortrag werde ich ausführen, inwiefern solche Ehen als Positionierungsstrategien verstanden werden können. Die Analyse bringt zu Tage, dass eine transnationale Heirat eine Reaktion auf biographische Erfahrungen von Ausschluss und Stigmatisierung sein kann. Eine transnationale Heirat kann aber auch ein Mittel sein, um eine privilegierte Position innerhalb des Paares und der Familie zu verhandeln, und zwar im Kontext von restriktiven Migrationsregimes und transnationalen sozioökonomischen Ungleichheitsverhältnissen. Oder manchmal ist es eine klassenspezifische Strategie, um soziale Mobilität im schweizerischen Kontext zu erreichen. Gender spielt eine Rolle, aber häufig auf unerwartete Art und Weise.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer.
Powerpoint-Präsentation zum Vortrag.